Busch-Modellautos: aus ganz kleinen Dingen etwas richtig Großes machen!
Es ist ein äußerlich eher unscheinbares Ding, das manchen Liebhabern von Busch-Modellen heute noch am einprägsamsten in Erinnerung ist: ein kleines, nur wenige Zentimeter langes Boot aus Kunststoff mit einem Wattebäuschchen im Heck. Auf die Watte wurde ätherisches Öl geträufelt, das sich über einen Faden ins Wasser ausbreitete und so einen Rückstoß erzeugte: Das Boot fuhr - 'mit Molukularantrieb', wie es damals hieß.
Das ist zwar nur eine Marginalie aus der Geschichte der 2018 sechzig Jahre alt werdenden Busch GmbH & Co. KG, wie sie heute firmiert, aber an ihr sind bereits alle Besonderheiten erkennbar, die aus dem Hersteller von (unter anderem) Modellautos und Modellbahnzubehör das gemacht haben, was er heute ist: ein kleiner, aber sehr nobler und anerkannter Player auf dem Spielzeug- und Modellbau-Sektor. Das Eine ist die Zuneigung zu Spiel und Spielzeug, inklusive möglichst weit reichender Miniaturisierung: nach dem Zweiten Weltkrieg waren Rohstoffe schwer zu bekommen. Das Zweite ist eine unerschöpfliche Neugier und Erfindungsgabe: eine Erkältung und ein ölhaltiges Schnupfenmittel genügten dem früheren Geschäftsführer Hans Vallen, um eine Erfindung wie dieses Molekular-Boot zu machen. Als Drittes kommen ein waches Auge und ein offenes Ohr für aktuelle Entwicklungen hinzu, mitsamt dem Bedürfnis und dem Vermögen, alles Gesehene sofort in die eigene Welt einzubauen. So ist es kein Wunder, dass rasch die aufkommende Elektronik Eingang fand in die Busch-Welt, was dazu führte, dass schon früh Elektronikbaukästen und Funksprechgeräte von hoher Qualität im Programm waren. Schließlich konnte die Firma dem gesamten Spielwarenhandel mit dem Busch-Data-Service eine EDV-Komplettlösung anbieten.
Vor allem ist Busch aber ein namhafer Hersteller im Bereich Modellauto.
Dabei hatte alles ganz anders angefangen: 1955 wurde in Mannheim die Firma Waldemar Busch & Co. KG gegründet als Hersteller von pyrotechnischen Produkten. Im Mannheimer Ortsteil Käfertal bestand damals die 'Feuerwerkerei', bei der Hans Vallen, der Vater des heutigen Busch-Geschäftsführers, am 1. Januar 1956 als Verkaufsleiter angestellt wurde. In Mannheim-Vogelstang wurde eine neue Produktionssätte erstellt. Die französischen Besatzer wollten angeblich größere Mengen pyrotechnischer Gegenstände für Übungsmunition abnehmen. Es kam nicht dazu, und so mussten die Produktionsanlagen in Vogelstang 1957 verkauft werden. Die Firma als Ganzes musste sich nach Alternativen umsehen. Die schienen sich durch den Erwerb einer Spritzgussmaschine zu ergeben. Es sollte doch ein Leichtes sein, oben Kunststoffgranulat einzufüllen und unten - zum Beispiel - Eierbecher herauszunehmen. Als ganz so einfach erwies sich die Sache allerdings nicht.
Hans Vallen war damals bereits für die ehemalige Feuerwerkerei ebenso tätig wie für die neue Firma, die schießlich in eine ehemalige Schnapsbrennerei in Mannheim-Viernheim verlegt wurde, in die Weinheimer Straße (heutiger Firmensitz: Heidelberger Straße 26).
Vallen hatte schon 1945 als 16-jähriger seine unternehmerischen Qualitäten unter Beweis gestellt: Er bastelte Eisenbahnen aus Holz und verkaufte sie. Kein Wunder, dass er 1957 die Idee hatte, mit der neuen Firma 'Busch Plastic', wie sie jetzt hieß, mit der Spritzgussmaschine Spielwaren herzustellen. Bald gab es erste Miniatur-Flugzeugmodelle im Maßstab 1:175, 'sehr klein, aber sehr präzise', wie es in der Firmenschrift zum 50. Jubiläum hieß. Die ersten Messe-Auftritte wurden große Erfolge. Schon bald folgten weitere Produkte von Cowboys und Indianern über Ritter und Soldaten bis hin zum ersten aus Kunststoffbahnen tiefgezogenen Eisenbahn-Gelände. Waldemar Busch hatte das Geld - Hans Vallen die Ideen. Beides passte hervorragend zusammen, und so wuchs die neue Firma Busch Plastic rasch und unaufhaltsam. Aus immer neuen Ideen entstanden immer neue Produkte, von Musik-Cassetten und Schallplatten bis hin zu Elektronik-Baukästen und der Puppe 'Karina' mit ihrer eigenen von Mode geprägten kleinen Welt.
1973 wurde ein Neubau bezogen. Auf 1850 Quadratmeter Fläche waren zu dieser Zeit 45 Mitarbeiter beschäftigt. Hans Vallen war inzwischen seit mehreren Jahren zusammen mit dem Sohn des Gründervaters je zur Hälte an der Firma beteiligt.
Sohn Jörg machte schon im selben Alter wie sein Vater durch Erfindergeist von sich reden. Mit ihm zusammen entwickelte er ein komplettes Elektronik-Kompaktlabor. Heute ist Jörg Vallen, nachdem sein Vater und dessen Frau Christine Ende 1975 alle Geschäftsanteile übernommen hatten, selbst Geschäftsführer. Seine Schwester Andrea ist ebenfalls im Unternehmen tätig. Sie hat viele Beiträge zur Vervollständigung von 'Karinas' Welt geleistet.
Das Modellauto kam ins Spiel, als 1993 mit dem Hersteller von Praliné-Modellautos in Schönheide in Sachsen eine Zusammenarbeit angepeilt wurde. Aus der geplanten Zusammenarbeit wurde eine Übernahme. Da das Modellauto von Praliné in Größe H0, Maßstab 1:87, optimal zum Modellbahnzubehör von Busch passte, war die Geburtsstunde eines neuen Produktsegments geboren: Das Modellauto hielt Einzug im Busch-Katalog. Es dauerte nicht lange, bis die Wagen heiß begehrte Hits waren. Ein 'Mercedes Silberpfeil' beispielsweise wurde 2001 von den Lesern der Zeitschrift 'Modellfahrzeug' zum 'Supermodell des Jahres' gewählt. Heute sind über 400 Fahrzeugtypen aus über hundert Jahren Automobilgeschichte lieferbar. Nach wie vor ist filigrane Miniaturisierung eine der Grundlagen des Erfolgs: Die Miniaturausgabe eines Benz-Patentwagens als Gasmotor-Fahrzeug von 1886 (seit 2002 im Programm) besteht aus 23 Einzelteilen und hat ein bewegliches Schwungrad, das durch einen winzigen Lederriemen mit dem Motor verbunden ist.
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Fotos: Busch